"Du bist wie meine Mutter!"

Wie sich unser Beuteschema entwickelt.

"Ich weiss schon, dass die netten Typen besser für mich wären, aber ich steh´ halt einfach auf die gefühlsarmen coolen Machos!" erzählt eine Freundin. Auf dem Profilbild ähnelt er verblüffend seinem Vorgänger - und vergleichbar ist auch, was sie von ihm erzählt: Meldet sich unzuverlässig, eigentlich garnicht ihr Niveau - aber der Sex ist atembraubend.

Hetero Männern können genauso Typ-Wiederholungstäter sein.  Klingt dann vielleicht so: "Ich hätte eigentlich gern eine gleichberechtigte Partnerschaft. Aber jetzt bin ich schon wieder an so eine Prinzessin geraten, die sich von mir aushalten lässt, zu mir gezogen ist und nicht einsieht Miete zu zahlen. Ich fass es nicht!"

Warum ist das so? Weshalb wiederholen wir in Partner*innenwahl immer wieder die gleichen Muster? Noch dazu Typi, die uns wissentlich nicht gut oder auch noch weh tun?
Wir Menschen sind schon eine eigenartige Spezies!

Warum wiederholen wir wider besseren Wissens immer die gleichen Fehler?
  • Der Verstand, der es besser wissen könnte, ist im Moment der Wahl und danach nicht wach.
  • Partnerwahl läuft unbewusst auf mehreren Ebenen ab:
    Wenn es beim Flirt heiss hergeht, dann sind es selten innere Werte, die uns instinktiv anziehen. Wir springen an auf: Äusseres, Aussehen, Auftreten, Verhalten, Stimme, Geruch, Prestige.
    Zwar kann es sein, dass wir wenig später realisieren, dass das eigentlich garnicht passt, aber da hängen wir dann emotional schon am Haken - an unserem eigenen Haken.
  • Wir übersehen und überhören Warnsignale. Erst später - Wochen, Monate oder Jahre - wird uns klar, dass das Gegenüber beeits am ersten Abend der Beziehungsfrage auswich (weil er/sie schon vergeben war). Mitten in der Affaire mit einem verheirateten Mann, wo sie doch eigentlich Familie gründen wollte.
    Oder mit drängendem Kinderwunsch den gutverdienenden Mann mit ebenfalls Familienplänen gefunden und ausser Acht gelassen, dass darüberhinaus beide keinerlei Gemeinsamkeiten bestehen.
    Die Statussymbole (Autoschlüssel, Beine, Position, Immoblien) sind so sexy, dass man/frau nicht wahrnehmen mag, dass er/sie eigentlich herablassend oder langweilig oder ungebildet oder desinteressiert ist.
Wie entwickelt sich unser Beuteschema?

Natürlich hat das wieder einmal mit unserer familiären Herkunft zu tun. Uns prägen nachhaltig die Menschen, bei denen wir heranwuchsen. Von ihnen lernen wir Beziehung, Umgang, Kommunikation, Nähe, Distanz und Bindung. Und dies Gelernte wiederholen wir. Deshalb treffen Menschen, in deren Herkunftsfamilie Alkohol oder Gewalt ein Thema war häufig, instinktiv wieder auf Partner*innen, mit ähnlichem Thema.

Wie kommt man aus dieser Wiederholungsschleife?

Mit wacher Arbeit an sich selbst:

  • Reflexion bisheriger Beziehungsmuster und Wiederholungen. Tagebuch schreiben kann da sehr hilfreich sein, da man mit Abstand Geschriebenes mit der Gegenwart vergleichen kann.
  • Das eigene Leben in Therapie analysieren.
  • Sich mit der eigenen Familiengeschichte auseinandersetzen und anfreunden.
  • Mit Freund*innen sprechen und sie um ehrliches Feedback bitten.
  • Ehrlich mit sich selbst sein. Sich nicht belügen mit Gedanken wie: " Das krieg ich schon hin." "Das gewöhn ich ihr oder ihm schon ab oder an." Nein, das kriegt man NICHT HIN!
  • "Take it or leave it." Man kann einen anderen Menschen nicht ändern. Punkt. Entweder es passt weitestgehend, oder man/frau lässt es bleiben.
  • Alleinsein aushalten. Gut mit sich sein. Dann muss man nicht auf Biegen und Brechen jemand suchen, der nur dafür herhält, dass man nicht allein ist.
  • "What you see is what you get." Achtung bei der Partnerwahl. Sich Zeit lassen. Von Anfang an genau hinschauen und hinhören.

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